Per Smartphone Würzburg entdecken

FHWS-Absolvent Nils Adelmann hat eine Handy-App für junge Stadtbesucher entwickelt

Mit Stadtplan und Papierflyer eine Stadt erkunden? Langweilig! Wer heute auf Besichtigungstour geht, nutzt lieber moderne Tech-nologien am Smartphone als papiergebundene Materialien „von gestern“. Wie sich die Tourismusbranche darauf einstellt, zeigt Nils Adelmann in seiner Bachelorarbeit: Der Absolvent des Studi-engangs „Geovisualisierung“ an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt (FHWS) hat den beste-henden Kinderstadtplan der Stadt Würzburg digitalisiert und in eine attraktive Spieloberfläche eingebunden.

Seit 2019 gibt es den Würzburger Kinderstadtplan, eine Art Stadt-führer, der Kinder ab etwa 8 Jahren spielerisch zu acht Sehens-würdigkeiten in der Innenstadt führt und mit einem Gewinnspiel kombiniert. Der Wunsch nach einem digitalen Zwilling habe von Beginn an bestanden, berichtet Isabella Hochrein vom Baureferat der Stadt Würzburg (Fachbereich Tiefbau und Verkehrswesen, Fachabteilung Geodaten und Vermessung). Da man seit Jahren immer wieder gewinnbringend mit der FHWS kooperiere, habe man auch diesmal bei den Fachleuten vom Studiengang „Geo-
visualisierung“ angefragt. Für Dozent Stefan Sauer, der seine Stu-dierenden gerne in praxisnahe Projekte einbindet, war das Ange-bot hochwillkommen. Er stellte Nils Adelmann in seiner Bachelor-arbeit die Aufgabe, den Stadtplan zu digitalisieren und eine ge-obasierte App für das Android-Betriebssystem zu entwickeln. Um eine für Kinder ansprechende Spieloberfläche zu schaffen, sollte auch die AR-Technologie (Augmented Reality) zum Einsatz kom-men. Dabei wird die Wirklichkeit um virtuelle Inhalte erweitert, die per Smartphone oder Tablet aufgerufen werden können.

Den Prototyp der App hat Nils Adelmann jetzt vorgestellt und prä-sentiert damit eine gelungene Mischung aus innovativer Kultur- und Wissensvermittlung sowie Spaß und Unterhaltung. Zum Ein-stieg werden die NutzerInnen vom virtuellen Eichhörnchen Kilian begrüßt, das zu einer gemeinsamen Erkundungstour einlädt. Das eigentliche Spiel startet mit einer Kartendarstellung der Innenstadt mit standortgenauer Orientierung. Sobald man sich in unmittelba-rer Nähe einer Sehenswürdigkeit aufhält, erscheint ein Button und lädt dazu ein, das virtuelle Eichhörnchen Kilian auf den Plan zu rufen. Dazu schwenken die NutzerInnen einfach das Handy im Ka-meramodus über den Boden und sofort taucht das gewiefte Eich-hörnchen täuschend echt vor der realen Stadtkulisse auf. Jetzt in-formiert Kilian in Text- oder Audioform über die aktuelle Sehens-würdigkeit, weitere Animationen und 3D-Objekte lassen Wirklich-keit und virtuelle Welt eng miteinander verschmelzen. Im An-schluss stellt Kilian eine Quizfrage, die bei korrekter Beantwortung zum Lösungswort für das Gewinnspiel beiträgt. Dann geht es zu-rück auf die Karte und auf zur nächsten Sehenswürdigkeit. Am Ende des Rundgangs kann man über ein automatisch generiertes Mailformular am Gewinnspiel teilnehmen.

Drei Monate intensiver Arbeit stecken nach Aussage von Nils Adelmann in der App. Am meisten Spaß hatte er dabei am Design mit 2D-Grafiken, 3D-Animationen und Sounds: „Allein bei den But-tons habe ich x Versionen gebaut, bis ich zufrieden war“, berichtet er. Die FHWS-Prüfer Stefan Sauer und Prof. Dr. Mark Vetter ha-ben die Arbeit mit der Note 1,0 bewertet: „Herr Adelmann hat eine technisch, grafisch und konzeptionell hoch professionelle Arbeit abgeliefert, für die man normalerweise ein kleines Team und ein fünfstelliges Budget benötigt“, begründet Stefan Sauer. Auch Dritt-prüferin Isabella Hochrein von der Stadt Würzburg ist „sehr zufrie-den“: „Nils Adelmann hat eine zukunftsfähige, ansprechende und leicht bedienbare App entwickelt, die sicher läuft“, freut sie sich. Be-sonders gefällt ihr die dank AR-Technologie lebendige Gestal-tung des Eichhörnchens Kilian; auch die Einbindung in das Cor-porate Design der Stadt Würz-burg sei gelungen. Für beide Part-ner ist das Projekt einmal mehr eine „Win-win-Situation“: So kön-nen die Studierenden der FHWS an Projekten mit echtem Praxis-bezug arbeiten und die Stadt könne „Ideen umsetzen, für die oft Zeit und Geld fehlen“.

Aufgrund der Fülle an Details hat Nils Adelmann in seiner Bachelo-rarbeit bisher erst zwei Stationen umgesetzt. Isabella Hochrein will aber „auf dieser Grundlage weiterarbeiten, so dass die App hof-fentlich bis zum Sommer 2023 einsatzbereit ist“. Entwickler Adel-mann, der jetzt bei der Stadt Würzburg angestellt ist, hat jedenfalls noch ein ganzes Füllhorn an Ideen, wie er die App und das Ein-tauchen in die virtuelle Welt noch weiter verbessern kann.

Anja Legge

Technische Tipps und Details zuR Ausführung gibt FHWS-Dozent Stefan Sauer unter https://sauer3d.de/2022/05/15/eine-ernsthafte-ar-anwendung-mit-arcore/

Darüber hinaus bietet die Website „Sauer 3D“: https://sauer3d.de/ eine Fülle spannender Einblicke in aktuelle Arbeiten rund um 3D-Visualisierung, Animation, 3D-Druck, VR und AR.

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