
Unter dem Motto „Die Posthalle ist tot. Es lebe die Posthalle!“ haben die jungen Leute unter Anleitung von THWS-Dozent Stefan Sauer Ideen rund um den Weiterbetrieb der Halle entwickelt. Schließlich ist die PoHa mit jährlich bis zu 200 Veranstaltungen für bis zu 2000 Menschen einzigartig in der Region und wichtiger Bestandteil der hiesigen Kulturszene. Ein große Portion Realitätsnähe, Respekt und Interesse bekam das Semesterprojekt durch die externen Projektpartner: Joachim Jojo Schulz, der die Posthalle seit 2008 betreibt, gab wertvollen Input zu Hallengröße, Anforderungen und Logistik. Peter Wiegand und Uwe Kömpel vom Fachbereich Stadtplanung der Stadt Würzburg steuerten Expertenwissen rund um Infrastruktur und Stadtentwicklung bei.
Aufgabe der Studierenden war es, einen geeigneten Standort auszuwählen und ein städtebauliches Konzepts zu erstellen – mit Visualisierungen, Skizzen, Bildern, Planzeichnungen und Renderings. Neben Erreichbarkeit, Emissionsschutz und Rettungswegen sollten auch Hallengröße, Backstage-Bereich, Anlieferung, Bewirtung und Sanitäranlagen sowie Büros, Lager und Werkstätten berücksichtigt werden.
Bei einer Konzeptpräsentation haben die jungen Leute ihre Ideen vorgestellt. Gleich fünf der elf Entwürfe drehten sich dabei um das Gelände des Neuen Hafens im Norden der Stadt: Martin Rapps entwirft einen „Schmelztiegel“ auf dem Schrottplatz, Justus Lippert nutzt den alten Kohlelagerplatz für eine Veranstaltungshalle, baut Bahnwaggons zu verschiebbaren Cafés und Werkstätten um und errichtet Schwimmpontons im Hafenbecken. Melanie Richter und Rebecca Ruttor skizzieren eine „Kulturinsel im Neuen Hafen“ – mit Veranstaltungshalle, Raum für Open-Air-Events und Volksfeste sowie Freizeitflächen; das Problem der fehlenden Verkehrsanbindung lösen sie durch einen Fußgängersteg in die Zellerau. Lukas Roth macht das leerstehende Baywa-Gebäude zur neuen Residenz der Poha 2.0.
Attraktiv ist auch der Bereich Ständerbühlstraße zwischen Bahnhof und Nordtangente. Bei Martin Wichmann und Christian Mandel ersteht sogar das ehemalige Gasometer in attraktivem Gewand neu – mit Veranstaltungshalle und Logistik, Freizeitangeboten und Gastronomie unter einer begrünten Glaskuppel. Lorenz Schroeter konzipiert die Poha 2.0 bewusst niedrig mit beschatteter Open-Air-Fläche und Raum für Foodtrucks, während Marius Peter einen „Rockschuppen“ auf dem alten Bahnareal vorschlägt.
Mut zu Luftigkeit beweist Philipp Watzke mit seiner „Poha am Main“. Sein rasch realisierbares Konzept an und unter der Brücke der Deutschen Einheit kombiniert eine winterfeste Halle mit fliegenden Bauten für den Open-Air-Betrieb. Vanessa Göpf bringt schließlich mit einer leerstehenden Halle der Firma Brose nochmal einen ganz neuen Standort ins Spiel.
Für die beiden Stadtplaner Peter Wiegand und Uwe Kömpel sind die Entwürfe „spannend und inspirierend“. Manches sei „rasch realisierbar“, manches sei „sehr groß und komplex“, so Wiegand: „Doch solche Visionen bringen uns voran und regen zum Weiterspinnen an“, ist er überzeugt. Mit der Posthalle GmbH sei die Stadt „in der glücklichen Lage, eine Betreiberin, ein funktionierendes Konzept und einen etablierten Markt zu haben“. Nun brauche es vor allem den politischen Willen, um einen Rahmen für den Weiterbetrieb zu schaffen. Dozent Stefan Sauer hebt neben der großen Praxisnähe die enorme Methodenvielfalt hervor, die die Studierenden bei der Umsetzung an den Tag legten: „Vom Skizzieren per Hand über Bauzeichnungen bis zum Rendern und Visualisieren war alles dabei.“
Und welchen Entwurf würde Jojo Schulz nehmen, wenn Geld ausnahmsweise mal keine Rolle spielen würde? „Das alte neue Gasometer“, antwortet der Hallenbetreiber ohne Umschweife, „weil es cool ist und gut zu Würzburg passt.“
Anja Legge
Die Entwürfe sind online einsehbar unter: https://geovisualisierung.com/microsite/posthalle